Wenn man vor eine Kamera tritt und das nicht gewohnt ist, z.B. bei einem virtuellen Vortrag oder einer live gestreamten Messe, dann schüttet der Körper Adrenalin aus und geht in den Fluchtmodus. Aber weglaufen geht nicht. Du musst dich jetzt zusammenreißen und das durchziehen. In solchen Situationen sucht sich der Stress ein Ventil.
Ich stelle heute meine Top 10 der Stressreaktionen bei solchen Auftritten vor der Kamera vor: Auf Platz 10 - der Drummer: Sein Stressventil befindet sich im Fuß. Der fängt unvermittelt an zu zucken und zu klopfen und hört meist nicht mehr auf.
Auf Platz 9 - der dauerblinzelnde Maulwurf: Er blinzelt in einem fort, als wäre er gerade aus der Erde ans Sonnenlicht geschlüpft.
Auf Platz 8 - der Cowboy: Er steht zu Beginn selbstbewusst und breitbeinig wie zum Duell bereit und reitet dann, indem er auf den Fußballen rauf und runter wippt, in den Sonnenuntergang.
Auf Platz 7 - das Huhn: Das Huhn zeigt sich vor allem, wenn direkt in die Kamera gesprochen wird. Jeder Satz wird durch ruckartiges Vorschieben des Kopfes bekräftigt. Eng verwandt damit ist auch die Stressreaktion ...
Auf Platz 6: extremer Augenbrauenfasching – man hat Angst zu steif zu wirken, emotionslos. Augenbrauenfasching ist der Versuch, Emotion über die Mimik zu transportieren, während ich mich eigentlich auf meinen Vortrag konzentriere oder das was ich sagen will: "Hey ich bin voller Energie und Begeisterung".
Auf Platz 5 - das Meerschweinchen: Meerschweinchen sind Fluchttiere. In die Ecke gedrängt erstarren sie zu vollkommener Bewegungslosigkeit in der Hoffnung, vom Jäger nicht gesehen zu werden. Bei dieser Stressreaktion friert der Körper ein. Die Mimik friert ein, gesprochen wird leise und langsam, die Arme liegen nah am Körper an.
Auf Platz 4 der Hampelmann: Dieser Evergreen unter den Stressreaktionen steht ebenfalls zunächst selbstbewusst breitbeinig da und beginnt dann wie das Pendel einer Uhr hin und her zu wackeln, was in näheren Kameraeinstellungen besonders auffällig zu sehen ist. Es gibt übrigens den normalen Hampelmann, der noch die Beine hoch nimmt und den betrunkenen Hampelmann, der nur noch wankt.
Auf Platz drei - King George: Dabei geht es nicht um hardcore Stottern - schon kleinere Pausen an unpassenden Stellen in unserem Textfluss können unsere Unsicherheit sichtbar machen.
Auf Platz 2 - Schwitzen: Eine der häufigsten Stressreaktionen und zugleich auch eine der fiesesten, weil du kaum etwas dagegen tun kannst, wenn du anfängst zu schwitzen. Gleichzeitig hat Schwitzen massive Auswirkungen auf die Autorität und Glaubwürdigkeit des Vortragenden.
Platz 1 - deine EIGENE Stressreaktion: Weißt du schon, welche das ist? Bei mir war es häufiges Schulterzucken. Wenn du dir deine eigene Stressreaktion bewusst machen kannst, gibt es eine gute Nachricht: Man kann daran arbeiten und sich diese Stressreaktionen abtrainieren! Ich freue mich über dein Feedback und wünsche dir viel erfolgreiche Kommunikation ohne Stressreaktion!
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